VolxTheaterKarawane zieht weiter zur Dokumenta 11 nach Kassel
30.Nov.99 - Nach erfolgreichem Abschluss des noborder-camps in Strasbourg folgte die VolxTheaterKarawane der Einladung zur Dokumenta 11 nach Kassel. Heute Montag, den 30.7. mittags traf die Karawane am Friedrichsplatz in Kassel ein und errichtete dort neben dem Friedricianum eine noborderZONE. Die ArtivistInnen, die am Platz Live-Radio produzierten, Informationen verteilten, Interviews mit BesucherInnen der Dokumenta 11 führten und theatrale Aktionen setzten, stießen auf großen Zuspruch der Anwesenden.
Eklat in Kassel
Nach ca. 2 Stunden wurde die VolxTheaterKarawane vom Sicherheitschef der Dokumenta mit der Begründung, die Performance stelle ein Sicherheitsrisiko dar und sei nicht genehmigt, zum Verlassen des Platzes aufgefordert. Trotz Unterstützung von Dokumenta-MitarbeiterInnen und PassantInnen wurde der VTK mit gewaltsamer Räumung, Verhaftung und Konfiszierung des Medienbusses gedroht. Die herbeigerufene Polizei nahm Personalien auf. Die Suche nach Kompromisslösungen und die Intervention bei der künstlerischen Leitung der Dokumenta wurden ignoriert und die VolxTheaterKarawane nach etwa vier Stunden durch die Polizei zum Verlassen des Platzes gezwungen. Aber die Karawane wird in den nächsten Tagen weiter in Kassel operieren und die Freiheit der Kunst und die Freiheit von Bewegung einfordern.
'The right for the freedom of movement' ist in den letzten Jahren eine zentrale Forderung von politischen und kulturellen Gruppen geworden. Das internationale nobordercamp in Strasbourg war ein zehn-tägiges Laboratorium für kreativen Widerstand und zivilen Ungehorsam. Die noborderZONE ist das Folgeprojekt der nobordertour 2001. Die VolxTheaterKarawane errichtet temporäre autonome Zonen und experimentiert mit Identitäten und nicht gelehrigen Körpern in virtuellen und öffentlichen Räumen Hauptthema ist, die Politik der "Festung Europa" und im speziellen das in Strasbourg stationierte Schengen Informationssystem. Es ist bekannt, dass Datenbanken wie das SIS, die speziell darauf zielen, die Migration in die Europäische Union zu kontrollieren, jetzt auch auf sogenannte 'GlobalisierungsgegnerInnen' ausgeweitet wurden. Mit dem artivistischen Theater- und Medienprojekt noborderZONE wurde Strasbourg nach Kriterien von 'biopolitischen Systemen' erforscht, Räume vermessen und mittels biologischen scans wertvolle Daten über die Zusammensetzungen von Biopolizei und elektronischen Substituten gesammelt. Abschliessend wurden die Daten mit dem Schengen Informationssystem (SIS) verbunden, und das System dabei allgemein zugänglich gemacht.
Die Verbindung von Räumen (virtuellen und physischen) und die Vernetzung von politischen und künstlerischen Systemen sind wesentlicher Inhalt des Projekts noborderZONE. Nicht zuletzt aus diesem Grund freuen wir uns, in Kassel die Verbindung von politischen und künstlerischen Räumen und ihren Praxen darzustellen und die Dokumenta zu besuchen und zu erforschen.
Bei der dokumenta Plattform 1 in Wien 2001 stellte die Volxtheaterkarawane das nomadische Theater- und Medienprojekt 'noborder - nonation' (www.no-racism.net/nobordertour ) vor. Im Juli letzten Jahres wurde die Karawane im Zuge der Repressionen nach dem G8 Gipfel in Genua verhaftet und saß 3 Wochen im Gefängnis. (Die Künstlerin Lisl Ponger dokumentierte die Orte der Karawane: Ihre Arbeit ist in Kassel zu sehen.) Bis Ende des Jahres wird es sich entscheiden, ob es zur Anklage wegen mutmaßlicher Mitgliedschaft einer kriminellen Vereinigung ('Black Block') und Zerstörung der Stadt Genua kommen wird. Nach der Vertreibung der noborderZone aus der Strasbourger Innenstadt - die Prefecture verbot alle noborderAktionen in der Stadt und agierte nach dem Motto 'Repression statt Bewegungsfreiheit', und jetzt auch vom Friedrichsplatz, wird die noborderZONE in Kassel dennoch weiter vorgestellt.
publixtheatre carvan